Der Förster informiert: Wetterverlauf 2024 auf der Gemarkung Steinmauern
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Wetterbeobachtungen auf der Gemarkung Au am Rhein, sind aber mit kleineren Abweichungen durchaus auf die Gemarkung Steinmauern übertragbar.
2024 war das Wetter auf unserer Gemarkung wiederum deutlich zu warm und bestätigt damit eindeutig den Trend der letzten Jahre zu einer Klimaveränderung, auch und v. a. bei uns in der Oberrheinebene. Durch deutlich erhöhte und gleichmäßig verteilte Niederschläge konnte sich die Natur nach den Trockenjahren 2018, 2019, 2020 und 2022 deutlich erholen; ebenso die Grundwasserstände.
Da für Steinmauern keine offiziellen Wetterdaten aus der Zeit vor 1980, also dem Beginn merklicher Änderungen unseres Wetters, vorliegen, werden die Werte von Karlsruhe zum Vergleich herangezogen. Gemeinhin betrachtet man die Durchschnittswerte von 30 Jahren, in diesem Fall also von 1951 - 1980. Die Temperaturwerte dürften für Steinmauern und Karlsruhe gut vergleichbar sein, bei den Niederschlägen besteht der Verdacht, dass die Karlsruher Monatswerte von Natur aus mindestens 10 % (evtl. sogar 20 %) unter den Werten aus Steinmauern liegen und ein direkter Vergleich nur bedingt aussagekräftig ist.
Die Monate im Einzelnen
Der Januar war mit gemessenen 3,3°C um 2,2°C zu warm gegenüber dem normalen Monatsmittel von Karlsruhe. Nach einem äußerst milden Start gab es zur Monatsmitte 14 Tage hintereinander Nachtfrost inkl. 4 Eistagen, sodass die gefrorenen Druckwasserbereiche Schlittschuhlaufen ermöglichten. Die tiefste Temperatur des Jahres 2024 wurde am 20.01. mit minus 10°C gemessen. Insgesamt fielen mit 101 mm fast doppelt so viele Niederschläge, wie mit 55 mm zu erwarten waren. Die aufsummierte Schneehöhe betrug 5 cm.
Rekordverdächtige 6,5 °C war der Februar in diesem Jahr zu warm (8,8°C gegenüber den zu erwartenden 2,3°C). Bei nur einem einzigen schwachen Nachtfrost startete die Natur sehr früh: Der erste Blaustern erblühte am 15.02.; der erste Girlitz wurde am 25.02. vernommen und der erste Zilp-Zalp am 27.02.
80,5 mm Regenniederschlag bedeuten 46 % mehr als die zu erwartenden 55 mm.
Mit 9,7°C war auch der März um ganze 3,8°C zu warm. Der einzige Nachtfrost des Monats war bereits am 02.03. mit minus 1 °C. Die deutlichen Niederschlags- und Temperaturüberschüsse der letzten Monate setzten sich fort, sodass die Vegetation ungewöhnlich früh in den Frühlingsmodus wechselte: Die ersten Wildkirschenblüten öffneten bereits am 14.03., die des Spitzahorns am 15.03. und die der Wildäpfel am 21.03. Die ersten Kulturapfelblüten öffneten sich am 30.03. 70 mm Niederschlag bedeuten gut 50 % mehr als die zu erwartenden 46 mm. Der Pegel Maxau lag meist zwischen 5.00 und 6.00 m. Holzrückung und Feldarbeiten waren sehr erschwert.
12,0°C bedeuten für einen April 2,1 °C mehr als das durchschnittliche Monatsmittel von 9,9°C. Ein leichter Frost am 23.04. von minus 1 °C brachte bei uns nur ganz leichte Schäden. Diese waren jedoch in anderen Teilen Deutschlands wesentlich größer.
Die Niederschläge fielen mit 75,5 mm um gut ein Drittel höher aus als die zu erwartenden 55 mm. Trockenere Phasen in der 1. und 3. Dekade ermöglichten anstehende Feldarbeiten.
Kuckuck und Nachtigall wurden am 07.04. erstmals vernommen.
Wiederum um 2,1 °C zu warm war mit 16,3°C der Mai. Mit 226 mm fielen im Mai etwa drei Mal so viele Niederschläge, wie eigentlich zu erwarten wären. 226 mm Monatsniederschlag sind seit Beginn der privaten Aufzeichnungen 1984 absoluter Rekord, ebenso die 128 mm von 16.05. 23 Uhr bis 17.05. 23.00 Uhr. Innerhalb von 36 Stunden waren es sogar 140,5 mm alles als konstanter Landregen. Auf der Gemarkung sah es vielerorts aus wie bei einem Druckwasserereignis aufgrund Hochwasser. Es stand jedoch dieses Mal flächig Wasser an (hohen) Stellen, an denen noch nie Druckwasser beobachtet wurde: Die enormen Niederschläge konnten stellenweise tagelang nicht versickern! Gleichzeitig endet mit dem Monat Mai eine seit Oktober 2023 andauernde feuchte Periode, in der jeder Monat überdurchschnittliche Niederschlagsmengen brachte.
Die ersten Lindenblüten öffneten am 25. Mai.
Der Juni war mit 19,3 °C um 1,7°C zu warm. Mit 62 mm Niederschlag fielen nur etwa 70 % der zu erwartenden 88 mm.
Ein Hochwasser mit 8,29 m Pegel Maxau am 02.06. entsprach einem etwa 5-jährigen Hochwasser und löste eine kleine Schnakenplage aus, die sich jedoch Dank der Bekämpfung durch die KABS noch in Grenzen hielt.
Auch wenn die Messungen eine andere Sprache sprechen, so war der Juni für die meisten Menschen gefühlt zu regnerisch und zu kühl. Aber so ist das manchmal mit dem Gefühl.
Immerhin gab es 11 Sommertage (Höchsttemperatur mind. 25°C) plus 2 Hitzetage (Höchsttemperatur mind. 30°C) sowie 3 Tropennächte (Tiefsttemperatur mind. 20 °C).
Die Vegetation war sattgrün.
Mit 21 °C lag der Juli wiederum um 1, 7 °C über dem normalen Monatsmittel von 19,3 °C. 17 Sommertage plus 6 Hitzetage, sowie 3 Tropennächte untermauern diesen Wärmeüberschuss. Die wärmste Tropennacht diesen Jahres war am 10.07. mit 22°C.
Die zu erwartenden 70 mm Monatsniederschlag wurden mit 104,5 mm um rund 50 % übertroffen, weshalb die Vegetation trotz des fortgeschrittenen Sommers weiterhin sehr grün war. Am 10.07. erbrachten zwei Gewitter innerhalb von 3 Stunden 49,5 mm Niederschlag.
Der wärmste Monat des Jahres war heuer ausnahmsweise der August mit 22, 1 °C und einem Wärmeüberschuss von satten 3,7 °C. Ganze 16 Sommertage plus 11 Hitzetage sowie 4 Tropennächte haben dazu beigetragen. Der heißeste Tag des Jahres war am 13.08. mit 34° C. Die Niederschläge blieben mit 67 mm um etwa 10 % hinter den Erwartungen zurück. Die bisher gute Wasserversorgung nahm nun ab, sodass die Wiesen etwas braun wurden. Einige vorgeschädigte Waldbäume starben ebenfalls ab.
Auch der September war wieder zu warm: Mit 17,0° C übertraf er das Monatsmittel um 1,8° C. 2 Hitzetage und 1 Tropennacht sind für den September eher ungewöhnlich. Pünktlich zum Ferienende pendelten sich die Temperaturen auf herbstliche Werte ein.
Die Niederschläge waren mit 84,5 mm ebenfalls um etwa 30 % im Plus, weshalb die Böden relativ feucht waren.
Statt der 10,0 °C verzeichnete der Oktober mit 12,7 °C einen Wärmeüberschuss von 2,7 °C.
Zwar gab es keinen Sommertag mehr, von einem ersten Nachtfrost war man aber auch noch weit entfernt.
122,5 mm Niederschlag bedeuten fast das Zweieinhalbfache der zu erwartenden 49 mm. Am 07.10. fielen insgesamt 55 mm, innerhalb von 12 Stunden waren es 45 mm.
Während die erste Monatshälfte ungewöhnlich nass war, war die zweite Hälfte fast niederschlagsfrei, sodass die Böden etwas abtrocknen konnten. Dadurch wurde die Maisernte und die Wintergetreidesaat möglich, ebenso die Holzrückung.
Auch wieder zu warm war der November mit 6,8° C, also 1,5°C über dem Mittelwert. Am 22.11. beendete der erste Nachtfrost mit minus 2°C die fast 7 Monate dauernde Vegetationszeit seit dem 23. April.
Die Niederschläge entsprachen mit 61 mm ziemlich genau den zu erwartenden 64 mm.
Mit 3,3° C Durchschnittstemperatur lag der Dezember um 1,1 °C über dem Mittelwert von 2,2°C.
Die Niederschläge erbrachten mit 47 mm Regen nur etwa 80 % der zu erwartenden 59 mm. Der Dezember verabschiedete sich mit 5 aufeinander folgenden Eistagen (Höchsttemperatur nicht über 0° C), die jedoch so schwach ausgeprägt waren, dass der Boden im Wald nicht gefrieren konnte: Die leichten Minusgrade in der Luft reichten nicht aus, die noch immer zu hohen Bodentemperaturen unter den Gefrierpunkt zu drücken.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass auf unserer Gemarkung das Jahr 2024 mit einer Durchschnittstemperatur von 12,4°C um ganze 2,4 °C zu warm war. Auch wenn es keine Temperaturrekorde gab, so untermauert das Jahr 2024 doch die Tendenz der letzten 10 Jahre zu einer Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur um etwa 2,5 °C und steht beispielhaft für unser Ländle, Deutschland und Europa, wohingegen in anderen Weltgegenden die Temperaturerhöhungen noch nicht so ausgeprägt sind (nur etwa die Hälfte). Ab Dezember 2021 waren bei uns nun ausnahmslos alle Monate zu warm!
Die Niederschläge übertrafen mit 1.101,5 mm den Mittelwert der privaten Wetteraufzeichnungen auf den Gemarkungen Elchesheim-Illingen und Au am Rhein von 1984 - 2023 (rund 900 mm) deutlich und konnten den durch die Temperaturerhöhung gestiegenen Wasserbedarf der Pflanzen mehr als kompensieren. Für die Pflanzen ebenfalls förderlich war die sehr gute Verteilung über das ganze Jahr. Allerdings hatte die Landwirtschaft mit Kulturausfällen in Senken zu kämpfen.
2024 gab es bei uns nur 24 Tage mit Nachtfrost und weitere 9 Eistage (Dauerfrost). An 63 Tagen gab es Sommertage (Höchsttemperatur 25 - 29 °C), und 21 weitere Tage waren sogenannte Hitzetage (Höchsttemperatur mind. 30 ° C). Insgesamt wurden ungewöhnliche 11 Tropennächte verzeichnet (Nachttemperatur mind. 20 °C). Die höchste Temperatur betrug 34 °C, die tiefste minus 10 °C.
Alle Schneehöhen zusammengerechnet ergaben lediglich etwa 5,5 cm ( entspricht etwa 3,5 mm Wasser), bei Hagel und Graupel waren es etwa 6,5 cm, was etwa 6,5 mm Niederschlag entspricht.
Echte Temperaturextreme blieben bei uns weitestgehend aus. Allerdings laufen die klimatischen Prozesse eindeutig auf einem höheren Niveau ab, was eine grundsätzliche potentielle (Unwetter-)Gefahr darstellt. Bei der Vegetation setzte die Frühjahresentwicklung deutlich früher ein als gewohnt. Echte Unwetter blieben bei uns ebenfalls aus. Allerdings gab es mehrere Starkregenereignisse, die jedoch keine bedeutenden Folgen für die Bevölkerung hatten.
So war der Mai mit 226 mm der mit Abstand regenreichste Monat seit Beginn der privaten Wetteraufzeichnungen 1984. Die 128 mm Tagesniederschlag am 17.05. sind ebenfalls unerreicht. Zwei weitere Starkregenereignisse im Juli und im Oktober erbrachten Tagesniederschlagsmengen von um die 50 mm, lagen also im Bereich einer üblichen ganzen Monatsmenge.
Der Natur haben die großen Niederschlagsmengen insgesamt gut getan, allerdings stellten sie vor allem die Landwirte und Schnakenbekämpfer vor große Herausforderungen.