Begeben Sie sich auf eine kleine Zeitreise und erfahren Sie hier mehr über unser Dorf
Steinmauern kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1239 n. Chr. zurück. Vermutlich ist der Ort aber schon viel älter, denn verschiedene Münzfunde, Fundamente römischer Bauwerke und ein im Goldkanal gefundener römischer Meilenstein bestätigen diese Vermutung. Auch der Ortsname geht wahrscheinlich auf ein römisches Relikt zurück. Eine aus Steinen erbaute Mauer war in einer Gegend, in der es zwar viel Holz, aber kaum genug Steine für die Fundamente der Häuser gab, wohl etwas Besonderes, sonst hätte man nicht einen ganzen Ort danach benannt.
Als wichtige Drehscheibe der badischen Holzwirtschaft waren es im 18. und 19. Jahrhundert die Steinmauerner Flößer, die den überregionalen Ruf und die wirtschaftlichen Belange prägten. Ihnen verdankte der Ort seine besondere Rolle als großer Umschlagplatz und Hauptmarkt, was gewisse Privilegien in der Region mit sich brachte. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand der „Goldkanal“ durch den Einsatz des Kiesbaggers „Rheingold“. Heute ist der Goldkanal eines der wichtigsten Naherholungsziele in der Region und Teil des Pamina-Rheinparks.
Steinmauern im Wandel
1288
Stainmur
1336
Steinmure
seit 1602
Steinmauern
Der Name unseres Dorfes
Woher kommt der Name?
Steinmauern wurde erstmals 1239 als Steinmur erwähnt. Es handelt sich wahrscheinlich um eine (frühmittelalterliche) Ausbausiedlung. Ihre Gründer könnten an dem Ort Reste steinerner Mauern entdeckt und dies in dem Ortsnamen zum Ausdruck gebracht haben, ohne dass ihnen die Römerzeit bewusst war. Die Errungenschaften antiker Kultur könnten sich im Ortsnamen Steinmauern spiegeln. Nach Überzeugung mehrerer Historiker lässt er eine römerzeitliche Ansiedlung vermuten, welcher Art diese auch immer gewesen sein mag. Davon zeugen auch Gewann-Namen wie Steinacker, Kästel und Römer. Noch mehr aber tun dies Funde aus der Römerzeit, die in dieser Menge und Qualität erstaunlich sind: Mauerbruchstücke, verzierte Wand- oder Bodenplatten, zahlreiche Münzen und Reste von Gefäßen sowie gut erhaltene Bronzelampen. Einem aufmerksamen Baggerführer ist der Fund einer Bronzestatue des Gottes Merkur zu verdanken, die er 1970 in einer Kiesgrube zutage förderte. Bei diesem 17 Zentimeter hohen Standbild handelt es sich gemäß Fachaussagen um eine außerordentlich qualitätvolle Arbeit, die vermutlich in einer Werkstatt Galliens hergestellt worden ist.
Die Schreibweisen des Ortsnamen Steinmauern im Überblick
1288 – Stainmur
1336 – Steinmure
1602 – Steinmauern
Quelle: Wo Gacko einst das Mammut jagte: Orts- und Flurnamen erzählen die Besiedlung des Murgtals von Steinmauern bis Kirschbaumwasen von Ulrich Behne
ISBN 978-3-944635-03-3
Die Flößerei
Was war die Aufgabe der Flößer?
Sie holten Holz aus dem Schwarzwald und brachten es auf dem Wasserweg dorthin, wo man es brauchte. Die Arbeit begann damit, die Stämme zu fällen und dann ließ man sie in Rinnen, sogenannte Riesen, ins Tal hinuntergleiten. An den Stellen, an denen dies nicht möglich war, musste man sich mit Seilzügen oder Zugtieren behelfen.
Unten im Tal, im Bach, wurden die Stämme zu Flößen gebunden. Weiter oben staute man indessen das Wasser auf, sammelte es in einem Weiher – einer sogenannten Verbauung oder Schwallung – und ließ es dann plötzlich los; die Flutwelle trug das Floß bis zum nächsten schiffbaren Fluss, also hier die Murg.
Die Flößer brauchten viel Kraft und auch viel Geschick, um ihre Gefährte voranzubringen und auch selbst noch mit heiler Haut davonzukommen.
Daneben betrieb man noch die sogenannte Wildflößerei oder Trift, bei der man ungebundene Klötze oder Scheiter ins Wasser warf, die dann von den Sägemüllern und Brennholzhändlern aufgefischt wurden; sie wurde auf der Murg um 1860 eingestellt und hat für Steinmauern ohnehin nie eine Rolle gespielt.
In Steinmauern wurden die Murgflöße und auch Kinzigflöße aufgebrochen und die großen Rheinflöße zusammengestellt, d. h. mit Wieden, Ketten und Klammern verbunden, was je nach Holzart und –menge nicht immer einfach war. Im Ort befand sich auch ein Lagerhaus, in dem man die Floßanker aufbewahrte, und eine Schmiede, in der man Krampen, Nägel und dergleichen fertigte.
Die Steinmauerner fuhren bis nach Mannheim, wo die Neckarflöße angekoppelt wurden, aber auch weiter bis nach Mainz, Bingen oder Köln, wo sie abgelöst wurden. Sie fuhren nur am Tag, denn am Abend mussten die Flöße angehalten und fest am Ufer angelegt werden; dann war Feierabend.
Quelle: Steinmauern „Dorf an Murg und Rhein“ von Johannes Werner, verlag regionalkultur
Quelle: Steinmauern „Dorf an Murg und Rhein“ von Johannes Werner, verlag regionalkultur
Die Goldwäscherei
Wie wurde in Steinmauern Gold gewonnen?
Der Rhein führte neben den Fischen auch reines Gold, sogenanntes Rheingold, in Form von feinen, dünnen Blättchen mit sich. So gab es in den Jahren 1481 bis 1510 Goldwäscher in den Orten Stollhofen, Söllingen, Hügelsheim, Iffezheim, Wintersdorf, Beinheim, Dunhausen, Plittersdorf und Steinmauern; später auch noch in anderen Orten.
Eine Waschbank, eine Schaufel, eine Wasserschöpfe und ein Kübel bildeten die ganze Ausrüstung des Goldwäschers. Er trug sie mit Hilfe seiner Gehilfen leicht ans Ufer und führte sie nach Bedarf über das Wasser auf den Goldgrund. Zunächst untersuchte er die Waschwürdigkeit durch Abschlämmen auf einer kleinen, hölzernen, schwarzgebrannten Schaufel. Die Arbeit lohnte sich erst, wenn eine hinreichende Anzahl Plättchen zurückblieb. Diese waren gewöhnlich so dünn wie eine Nadelspitze. In den Fasern des über die geneigte Waschbank gespannten Tuches blieb das Gold hängen. Es wurde dann in einem dauernd bewegten Schiffchen mittels Quecksilber angezogen (amalgamiert) und das Amalgam durch geschicktes Abschwenken vom Sande gesondert. Nach dem Pressen durch ein Leder oder ein starkes, leinenes Tuch zwecks Entfernung des flüssigen Quecksilbers wurde das Amalgam erhitzt, das Quecksilber in flüssiger Form wiedergewonnen, das gebrannte Gold umgeschmolzen und gegen Ersatz des Wertes an die große Münze abgeliefert, welche es zur Prägung von Münzen oder Medaillen verwendete.
Die Rheinregulierung brachte das Ende dieses Gewerbes.
Quelle: Steinmauern „Dorf an Murg und Rhein“ von Johannes Werner, verlag regionalkultur
Quelle-Foto: https://www.rlp.digitale-doerfer.de/goldwaescherei-im-rhein/
Uhrmacher Karl Julius Späth
Wer war Karl Julius Späth?
Karl Julius Späth wurde am 12. April 1838 in Steinmauern geboren. Sein Vater war Weber, sein Großvater Strumpfweber und so erlernte auch er dieses Handwerk. Als Soldat wurde er einem Offizier zugeteilt, der eine kleine astronomische Uhr besaß. Nach seiner Rückkehr ins zivile Leben und nach Steinmauern setzte er sich zwar wieder an den Webstuhl, wandte sich aber immer mehr den Uhren zu und baute schließlich im Jahr 1868 selbst eine. Im Jahr 1877 wurde eine zweite größere Uhr fertig. Beide Werke zeigten kalendarische Daten an, ließen bewegliche Figuren sehen und durch ein Glockenspiel Melodien hören. Beide Werke fanden nicht nur Bewunderer, sondern auch Käufer.
Für eine neue Uhr, die alle bisherigen in den Schatten stellen sollte, benötigte Karl Julius Späth einen langen Atem: fünf Jahre lang rechnete, ein Jahr lang zeichnete, malte und schnitzte er. Insgesamt 13 Jahre verwandte er auf das eigentliche Werk mit seinen 2.200 Teilen und den zu ihrer Anfertigung erforderlichen Werkzeugen. Am 21. Mai 1898 war die besondere Uhr fertiggestellt. Bis dahin musste Späth viele Hindernisse überwinden: So hielten ihn seine Mitbürger und seine Frau für verrückt. Dies zog nach sich, dass er für angeblich närrisch erklärt wurde. In Heidelberg sollte er untersucht werden, daraufhin floh er in die Schweiz. Bei der Rückkehr wurde er in Straßburg verhaftet und über Heidelberg und Karlsruhe in die Landesirrenanstalt Illenau verbracht. Aus der Anstalt kam er nach 159 Tagen frei. Späth erlebte noch, wie Zehntausende Menschen seine Uhr in Steinmauern besichtigten, bewunderten und auch über sie und ihn berichteten.
Am 2. April 1919 starb Karl Julius Späth.
Seine Uhr wird im Stadtmuseum Rastatt ausgestellt. Sie funktioniert nicht mehr, obwohl ihr Werk bis in das Jahr 3199 berechnet war. Die Fachhochschule Furtwangen hatte sie im Jahr 1970 wieder mühsam in Gang gebracht, dennoch blieb sie im Jahr 1979 erneut stehen. Ein neuer Reparaturversuch wäre sehr aufwendig und hätte wahrscheinlich auch keinen Erfolg. Dennoch bleibt der Geniemensch Karl Julius Späth in Erinnerung: Ein Weg, eine Straße und die Schule tragen seinen Namen. Auch das Denkmal an der Karl-Späth-Straße mit seiner ausführlichen Inschrift und einer Sonnenuhr, welche die Ortszeit von Steinmauern zeigt, erinnert an ihn.
Quelle: Steinmauern „Dorf an Murg und Rhein“ von Johannes Werner, verlag regionalkultur
Quelle: https://asset.museum-digital.org//media/1200/bawue/images/201402/16190344635.jpg
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Dann werfen Sie doch einen Blick in unser Heimatbuch „Steinmauern – Eine Chronik“, welches im info-büro der Gemeinde erhältlich ist.